Gedanken zur Freundschaft
Wikipedia[1] schreibt dazu:
Freundschaft bezeichnet ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet.
Eine in einer freundschaftlichen Beziehung stehende Person heißt Freund.
Freundschaft, die wächst, aber manchmal zertrampelt wird wie frisch gesätes Gras. Unbedacht. Dass man diesen Rasen dicht wachsen lassen sollte, bevor er strapaziert wird. Viele Menschen denken nicht daran.
Bleiben wir bei meinem Beispiel mit dem jungen Grün. Ist es erst einmal in der Mitte zerstört und sogar die Erde aufgerissen, wird es umso länger brauchen, bist die Grasnarbe wieder geheilt ist und man wird die Spuren später sehen.
Was ist Freundschaft? Ein Freund schaft Vertrauen, ein Freund schaft Zuneigung, ein Freund schaft es eine Verbindung herzustellen.
Die Freundschaft wählt einen aus. Sie ereignet sich.
Ja und dann lerne ich einen Menschen kennen, bin skeptisch, weil man schon so oft enttäuscht wurde. Dieser Mensch scheint anders zu sein. Er ist interessiert an meiner Persönlichkeit. Ist es wahr, meint es jemand gut mit mir. Ich frage nach und sonne mich in dem Gefühl, besonders zu sein.
Der Mensch der solange gesucht wurde, das fehlende Puzzleteil.
Das sollte ich sein. Ich das Geschenk.
Ich öffne mich, sauge dieses Zuwendung auf wie ein Schwamm.
Arno Frank [2] schreibt in seinem Text „Freunde macht Schluss“.
Aber müssen Freundschaften deshalb gleich lebenslänglich bedeuten? Zwar kannte das Althochdeutsche schon vor mindestens 1.200 Jahren für den “inniglich verbundenen Menschen” das Wort “friunt”. Auf seinem Langschiff im Nordmeer achtete der Wikinger auf seinen “frjā”. Schon als der Gote gegen römische Legionen kämpfte, konnte er sich in der Schlacht auf seinen “frijōn” verlassen. Doch gemeinsam ist diesen Begriffen, dass sie in dem Adjektiv “frei” wurzeln.
Kündigen wir einem Freund die Freundschaft, setzen wir ihn offiziell frei. Indem wir ihn von seinen freundschaftlichen Verpflichtungen entbinden, erweisen wir ihm einen letzten Dienst. Freundschaft braucht keine Mediation, keine Supervision und keine Therapie. Es gibt keine Etikette, keine Handreichung. Es gibt nur den klaren Schnitt.
Reflektiere ich das im Rückblick, gibt es eine Phase des Kennenlernens.
Dann eine Zeit, in der man sich so vertraut ist, dass es sich wirklich wie das fehlende Puzzleteil anfühlt. Es ist der Sommer der Freundschaft.
Aber irgendwann kommt der Herbst. Die Geschichten sind auserzählt.
Sinnbildlich fallen die Blätter und zeigen an kahlen Bäumen die Alltäglichkeit.
Das Geschenkpapier ist zerknittert und das einst so kostbare Geschenk steht im Regal bei all den anderen, die vorher waren.
Der Tag kommt, an dem ich lästig werde. Ich bleibe weg. Sporadisch kommen Nachrichten über Whatsapp.
.….und dann vorbei. Ich spürte, dass es zu Ende war, und fühlte mich verkatert wie nach einer Partynacht.
Die Tür fiel ins Schloss.
Quelle: [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Freundschaft abgerufen 31.07.2021
[2] https://www.zeit.de/2015/48/freundschaft-beenden-bruch abgerufen am 31.07.2021
26. November 2015 DIE ZEIT Nr. 48/2015, 26. November 2015
Für den Fall das Arno Frank sich mal auf meinen Blog verirrt. Ich schätze ihn sehr.
Manchmal fühlt man sich wirklich wie der alte Pokal im Regal! Das vollziehe ich nach. Einst hoch begehrt. Dann aber abgeschoben, weggestellt, überflüssig, abgelegt.
Wenn man sich in einer Freundschaft so fühlt macht jemand etwas verkehrt. .…
Ich für mich weiss aber auch, dass vieles ganz einfach aussieht und es dann doch nicht ist.
Eine Freundschaft in der man zum fehlenden Puzzelteil des anderen wird KANN überfordern. …vor allem wenn diese Freundschaft mehr zu werden “droht”.
.…egal in welche Richtung man sich bewegt, irgendetwas oder irgenjemand bleibt auf der Strecke. Irgendjemandem oder einem selber wird weh getan.
Wenn dann auch noch gaaanz viele “GuteGründe” auf einer Seite angeführt werden, .…die aber eigentlich nur feige Ausflüchte sind,
zerbricht etwas, was etwas sehr schönes war. …etwas sehr schönes bleiben sollte. .…etwas noch schöneres hätte werden könnte.
Ich mag gerne in Bildern denken.
Ja, vielleicht steht da dieser verstaubte “Pokal” in einem Regal, in einem Schaufenster.
.…vielleicht steht aber auch jemand vor diesem Schaufenster, wünscht sich diesen Pokal, weiss aber auch, das er ihn sich niemals leisten und ihm niemals den Platz geben kann, der diesem Pokal entspricht.
Liebe Thordis,
So lange nichts mehr voneinander gehört, weil gerade alles sehr merkwürdig ist… Die Zeit vergeht und ich weiß nicht, wo sie bleibt.
Im Oktober waren wir für eine Woche in Hamburg. Mein Mann, Thorsten, hatte dich auf seinem Plan. Einen Tag Husum wollten wir abknapsen, dich besuchen und persönlich kennenlernen, mit unserem Hund Paul eine Wattwanderung machen. Die liebe Zeit war uns leider nicht wohlgesonnen… Nächstes Jahr ganz bestimmt!
Jetzt lande ich bei deinem Beitrag über Freundschaft. Gerade ein sehr wichtiges Thema, aus vielen Gründen.
Ich bin kürzlich gedanklich meine ganzen “Freunde” gedanklich durchgegangen und habe in mich hineingefühlt. Ich bin sehr offen, kommunikativ und kann mich über soziale Kontakte nicht beschweren. Aber richtig gut habe ich mich mit den wenigsten gefühlt. Alles ordnet sich gerade neu, vor allem ich. Liegt es am Alter, an meiner neuen Ernährungsform, die sehr viel mit Empathie zu tun hat, an meinem jungen Hund, der mein komplettes Leben mit seiner Lebendigkeit auf den Kopf stellt… Egal, irgendwie fühlt es sich gut an — das Ausmisten und neu Einräumen. Und man ist wieder um einige Erfahrungen reicher. Ich sehe es positiv und blicke gar nicht so wehmütig zurück, wie ich gedacht hätte.
Bei dir hört es sich ein wenig nach Schmerz an. Ich hoffe natürlich nicht!
Ich werde mich die Tage auf deinem sehr schönen und besonderen Blog weiter umsehen. Du hast einen außergewöhnlichen und großartigen (Schreib)Stil.
Wollte nur mal wieder ein fröhliches Hallo hinterlassen.
Liebe Grüße
Heike